Studien aus Australien haben ergeben, dass zwischen 20 und 30 Prozent aller älteren Pferde über 15 Jahren an PPID bzw. ECS erkrankt sind. Ähnliches bestätigen Untersuchungen auf Gnadenhöfen. Umso überraschender, dass laut den Wissenschaftlern nur ein Bruchteil der Halterinnen und Halter über die Erkrankung Bescheid wusste.
Das liegt schlicht daran, dass PPID bei Pferden bei Weitem nicht immer mit allen optisch leicht erkennbaren Symptomen auftritt. Eine verlässliche Diagnostik ist dementsprechend wichtig, um frühzeitig eingreifen und eine wirksame Therapie einleiten zu können.
Optische Diagnostik durch Leitsymptome
Bis zur Verbreitung von Blut- bzw. Serumuntersuchungen wurde die Diagnostik von PPID überwiegend anhand einer optischen Anamnese vorgenommen. Kein Wunder, immerhin sind die Leitsymptome anders als ein erhöhter Cortisol-Wert im Blut auch für Laien zu erkennen. Trotz der modernen Tiermedizin ist die Begutachtung eines Pferdes noch immer die Basis jeder PPID-Diagnostik.
Zu den optisch gut sichtbaren Leitsymptomen gehören neben einem auffälligen Muskelrückgang am Rücken (Senkrücken) und einer offensichtlichen Falschverteilung von Körperfett auch die Fellwechselstörung Hirsutismus sowie die gefürchtete Hufrehe. Letztere verläuft unbehandelt in der Regel tödlich.
Lesetipp: Du möchtest mehr über die Symptome von ECS bzw. Cushing bei Pferden erfahren? Hier geht es zu unserm Ratgeber "PPID-Symptome beim Pferd - So erkennst du die Erkrankung".
Eine aussagekräftige Diagnostik kann nur der Tierarzt durchführen
Sind die typischen Leitsymptome zu erkennen, ist die Erkrankung meist schon weit fortgeschritten. Durch moderne Untersuchungsmethoden ist es jedoch möglich, PPID schon im Frühstadium zu erkennen. Für eine gesicherte Diagnose und die genaue Abgrenzung von Morbus Cushing und EMS nimmt der Tierarzt deinem Pferd Blut ab, um den ACTH-Wert zu untersuchen.
Das ist allerdings erst seit wenigen Jahren möglich. ACTH ist ein Hormon, das in der Hirnanhangdrüse gebildet wird und die Funktion der Nebennierenrinde reguliert. Typischerweise weist der ACTH-Spiegel im Blut im Tages- und Jahresverlauf eine sogenannte zirkadiane Rhythmik auf. Das bedeutet, dass der Serumspiegel etwa genauso stark schwankt wie der Cortisol-Spiegel im Tagesverlauf.
Für eine sichere PPID-Diagnostik muss die Entnahme von Blut zu Kontrollzwecken daher immer zur gleichen Uhrzeit und Jahreszeit erfolgen. Liegt der ACTH-Wert in der Probe über 50 pg/ml Blut gilt der Wert als kritisch, da u.a. das Stresshormon Cortisol bereits vermehrt ausgeschüttet wird. Liegt der Wert hingegen über 100 pg/ml Blut, ist das ein eindeutiges Zeichen für eine PPID-Erkrankung deines Pferdes.
Was, wenn der ACTH-Test nicht eindeutig ist?
In der Regel führt die Kombination aus der Sichtuntersuchung und dem Bluttest auf ACTH zu einer sicheren Diagnose für PPID. Sind die ermittelten Laborwerte nicht eindeutig bzw. zweifelhaft, besteht mit dem sogenannten Dexamethason-Suppressionstest eine weitere Möglichkeit. Typische Veränderungen in einem solchen Befund sind erhöhte Insulin-, Glucose-, Triglycerid- und Leberenzymwerte.
Die meisten Veterinäre decken diese Option gleich zu Beginn der Diagnostik durch eine entsprechende Analyse mit ab. Das hat den Vorteil, dass sich der Verdacht auf PPID gleichzeitig auch gegenüber dem Equine Metabolischen Syndrom (EMS) abgrenzen lässt.